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DDR-Spieler Hans Engel (M, vorn) wirft, aber BRD-Torhüter Manfred Hofmann (r) pariert in der Schlußsekunde den entscheidenden Siebenmeterball. Die DDR-Handballnationalmannschaft gewinnt am 06.03.1976 in Karl-Marx-Stadt zwar das entscheidende Olympia-Qualifikationsspiel gegen die Bundesrepublik mit 11:8, aber die Höhe des Sieges reicht nach dem verlorenen Hinspiel nicht. Das bundesrepublikanische Team qualifiziert sich in diesem Handball-Krimi für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Montreal, wo die Mannschaft Vierter wird.
Foto: picture-alliance/ dpa | Günter Bratke
Vortrag und Diskussion

Kalter Krieg auf Nadelfilz: Momente aus der Geschichte des deutsch-deutschen Handballs zwischen Annäherung und Abgrenzung

Donnerstag, 13. Juli 2023, 18:30 Uhr

Schifffahrtsmuseum Fischhalle
Wall 65
24103 Kiel

Karl-Marx-Stadt, 6. März 1976. In der 65. Minute des Qualifikationsspiels um die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Montreal tritt der Linksaußen der DDR-Auswahl, Hans Engel vom Armee-Sportklub Frankfurt/Oder, zum Siebenmeter gegen Manfred Hofmann vom TV Großwallstadt an. Die Ausgangslage kann dramatischer nicht sein: Verwandelt der Schütze den Wurf, fährt der haushohe Favorit und amtierende Vize-Weltmeister DDR nach Montreal, verwirft er, gelingt es der jungen Handball-Nationalmannschaft der Bundesrepublik entgegen aller Expertenmeinung sich zu qualifizieren. Hans Engel verwirft, die Sensation ist perfekt! Die sportliche Niederlage der DDR ist jedoch überschattet von allerlei Querelen. Bereits beim Hinspiel in der Münchner Olympiahalle wurde ein neuartiger Nadelfilz-Teppichboden ausgelegt, um die favorisierten Ostdeutschen aus dem Tritt zu bringen. In Karl-Marx-Stadt findet das Rückspiel in der Eissporthalle auf einem Holzboden statt. Jede Seite versucht den Gegner mit Psychotricks aus dem Konzept zu bringen. Zudem ist die Stimmung aufgeheizt und der Empfang der Westdeutschen in der Halle ist unfreundlich. Das Publikum schreit die Westdeutschen nieder. Doch trotz dieser frostigen Momente gibt es auch immer wieder Begegnung und Annäherung im deutsch-deutschen Handball im Kalten Krieg. Spieler und Trainer finden sich abseits der Platte verdeckt zusammen.

Die Veranstaltung möchte an die Realität des Handballs im geteilten Deutschland erinnern, aber ebenso aufzeigen wie trotz aller politischer Gegensätzlichkeit Annäherung der Deutschen im Handballsport möglich wurde. Nach einem Einführungsvortrag des Historikers Lorenz Völker (Zentrum deutsche Sportgeschichte) über die Geschichte des deutsch-deutschen Handballs im Kalten Krieg diskutiert Dr. René Wiese (Zentrum deutsche Sportgeschichte) mit Wolfgang Böhme (ehem. DDR-Nationalspieler/SC Empor Rostock), Holger Oertel (ehem. Spieler THW Kiel) und Erik Eggers (Journalist und Kurator der Ausstellung „Die Zebras – Ein Jahrhundert Handball“) über die Erfahrungswelten des deutsch-deutschen Handballs zwischen 1949-1990. 

Um 17.00 Uhr besteht das Angebot einer Kuratoren-Führung mit Erik Eggers durch die Ausstellung „Die Zebras – Ein Jahrhundert Handball“ im Stadtmuseum Warleberger Hof, Dänische Straße 19, 24103 Kiel.

Die Veranstaltung findet im Kooperation mit dem Stadt- und Schifffahrtsmuseum Kiel statt.

Programm

Begrüßung
Dr. Sonja Kinzler, Leiterin des Stadtmuseums Kiel

Grußwort
Dr. Hauke Petersen, Stellvertreter des Landesbeauftragten für politische Bildung

Einführungsvortrag
Lorenz Völker (Zentrum deutsche Sportgeschichte)

Podiumsgespräch
Wolfgang Böhme (ehem. DDR-Nationalspieler, SC Empor Rostock), Holger Oertel (ehem. deutscher Nationalspieler, THW Kiel), Erik Eggers (Journalist und Kurator der Ausstellung „Die Zebras - Ein Jahrhundert Handball”), Moderation: Dr. René Wiese (Zentrum deutsche Sportgeschichte)

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