
Ein europäisches Erinnern?
Tobias Bütow, Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Prof. Dr. Hélène Miard-Delacroix und Géraldine Schwarz diskutierten im Landeshaus, inwiefern es möglich ist, auf eine kollektive Erinnerung hinzuarbeiten und so das europäische Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.
Am Abend des 9. Januar 2020 fand das fünfte Deutsch-Französische Dialogforum in Kooperation mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft Schleswig-Holstein, der Familie Mehdorn Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein statt. Anlass für diese Dialogreihe war der Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt in Paris im Januar 2015.
Im Zentrum der Podiumsdiskussion standen die Fragen, inwieweit sich die Erinnerungskulturen in Deutschland und Frankreich unterscheiden und welche Gemeinsamkeiten es gibt. Hélène Miard-Delacroix (Sorbonne Université, Paris) hob hervor, dass es im Französischen den Begriff der Erinnerungskultur gar nicht gibt, sondern meist von „Erinnerungspflicht“ gesprochen werde. Daraus resultiere auch eine unterschiedliche Grundlage der Erinnerungskultur: Während sich in Deutschland vor allem Bürgerinnen und Bürger erinnerungspolitisch engagiert hätten, sei Erinnerungskultur in Frankreich meist von staatlicher Seite verordnet.
Bernd Faulenbach (Ruhr-Universität Bochum) betonte, dass es eine gemeinsame europäische Erinnerungskultur bisher nicht gebe, sondern nur Ansätze vorhanden seien. Es sei aber durchaus zu wünschen, so Faulenbach, dass es neben den nationalen kollektiven Erinnerungen auch eine gemeinsame Erinnerung entstehen würde. Dies könne aber nur durch die europäischen Bürgerinnen und Bürgern selbst geschehen.
Tobias Bütow (Deutsch-Französisches Jugendwerk machte deutlich, dass auch auf spezifische erinnerungskulturelle Unterschiede zwischen West- und Osteuropa geachtet werden müsse. Die „Erinnerungskonkurrenz“ zwischen den autoritären Regimen Stalinismus/Kommunismus und Nationalsozialismus erschwere eine gemeinsame Erinnerung. Bütow setzte sich in der Diskussion auch für neue Symboliken ein, so etwa die Benennung von Straßen nach Simone Veil, der ersten Präsidentin des Europäischen Parlaments.
Géraldine Schwarz (Autorin, Berlin/Paris) berichtete über ihre eigene Familiengeschichte, die einen sehr persönlichen Zugang zur deutschen und französischen Geschichte schaffe. Sie betonte, dass es auch möglich sein müsse, die positiven Aspekte etwa der Demokratiegeschichte auch in Deutschland mehr in den Mittelpunkt der Erinnerungskultur zu stellen. So könne das Motiv der „Schuld“ in der Erinnerung ergänzt werden mit dem Motiv der „Verantwortung“ des Einzelnen für die Demokratie.
Der Einladung des Landesbeauftragten und der Kooperationspartner waren über 100 Gäste gefolgt, die sich intensiv in die Diskussion einbrachten. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass ein neuer und erweiterter Blick auf die europäische Erinnerungskultur lohnenswert ist.

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